Geburtshilfe

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Stammzellspende

Stammzellreserve für das Leben

Seit der Gründung der Zellbiologie suchen Wissenschaftler nach der einen „Stammzelle“ als Ursprungszelle aller Organe. Der therapeutische Einsatz von Stammzellen ist bereits eine medizinische Realität für eine Vielzahl von Krankheiten.

Seit etwa 20 Jahren ist es in mehreren Ländern möglich, Stammzellen aus Nabelschnurblut für spätere medizinische Anwendungen für das eigene Kind zu speichern oder die Zellen an eine öffentliche Blutbank zu spenden.

Nabelschnurblut

Die Vorteile dieser jungen Stammzellen liegen insbesondere in ihrer hohen Vitalität und Vermehrungskapazität.

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, Stammzellen aus Nabelschnurblut zu speichern:

  • Speicherung für das eigene Kind in einer privaten Nabelschnurblutbank (autolog)
  • Eine Spende an eine der sechs öffentlichen Blutbanken (allogen)

Nabelschnurblut zeichnet sich durch eine relativ hohe Konzentration an Blutstammzellen aus, was auf den Wechsel der fetalen Hämatopoese von der Leber zum Knochenmark zurückzuführen ist. Während der ersten Nabelschnurbluttransplantation im Jahr 1988 erhielt ein fünfjähriger Junge mit Fanconi-Anämie in Paris das Nabelschnurblut seiner jüngeren Schwester. Die erste öffentliche Nabelschnurblutbank wurde 1991 in New York gegründet. Mittlerweile wurden über 50 verschiedene Krankheiten mit Stammzelltransplantationen behandelt. Dazu gehören hämatologische Erkrankungen (Leukämie, chronische Anämie, Lymphom), angeborene Immundefekte, schwere Stoffwechselstörungen und fortgeschrittene Stadien rheumatischer Erkrankungen.

Die gewonnenen Zellen sind keine unendlich expandierbaren Stammzellen im eigentlichen Sinne. Vielmehr sind sie Vorläuferzellen der leukocytären, erythrocytären und thrombocytären Reihe.

Technik der Nabelschnurblutspende

Die Gewinnung von Nabelschnurblut ist sehr einfach. Nachdem die Nabelschnur des Babys durchtrennt wurde, wird das Nabelschnurblut mit einem sterilen Entnahmeset in einer Lösung aus Zucker und Citrat gesammelt. Es gibt zwei verschiedene Techniken:

  1. Die Nabelvene wird punktiert, während die Plazenta noch in utero ist.
  2. Nach der Geburt der Plazenta wird das Blut außerhalb des Kreißsaals in einer dafür vorgesehenen Laboreinheit gesammelt. In diesem Fall ist der Volumenertrag aufgrund des postpartalen Zusammenbruchs der Plazenta oft geringer.

Bei beiden Techniken bestehen keine Gesundheitsrisiken für Mutter oder Kind. Mit einer zweiten Punktionsnadel, die im Entnahmeset enthalten ist, kann das Entnahmevolumen durch eine zusätzliche Punktion erhöht werden. Da die Spende nach dem Durchtrennen der Nabelschnur des Kindes erfolgt, gehört die Nabelschnurblutpräparation aus rechtlicher Sicht der Mutter.

Nabelschnurblut wird nach der Entbindung von gesunden Neugeborenen gesammelt. Genetische oder erworbene Erkrankungen des lympho-hämatopoetischen Systems müssen ausgeschlossen werden. Ebenso sollte Nabelschnurblut nicht bei schweren hämatologischen, immunologischen oder infektiösen Erkrankungen oder bei erheblichen Fehlbildungen oder Untergewicht (<1500 g) des Neugeborenen gespendet werden. Die Testung des mütterlichen Blutes auf Anti-HIV, Anti-HCV, HBsAg (Hepatitis-B-Oberflächenantigen) und TPHA (Treponema-pallidum-Hämagglutinationsassay) muss negativ sein, und der CMV-Status der Mutter wird dokumentiert.

Öffentliche Nabelschnurblutbanken

Es gibt mittlerweile über 40 öffentliche Nabelschnurblutbanken weltweit. Etwa die Hälfte der eingelagerten Produkte befinden sich in Banken, die Teil des internationalen Netcord-Netzwerks sind. Bis vor zwei Jahren wurden die meisten Produkte in Kinder transplantiert. Die neuesten Zahlen zeigen, dass mittlerweile fast die Hälfte der Nabelschnurblutprodukte bei Erwachsenen verwendet wird.

Kommerzielle Nabelschnurblutbanken

Die Grundidee ist, das Nabelschnurblut als "Lebensversicherung" für das Neugeborene zu speichern, falls es im Laufe seines Lebens erkrankt. Es gibt weltweit eine unkontrollierte Vermehrung von über 100 profit-orientierten Unternehmen, die anscheinend rund zwei Millionen Präparate lagern.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind seine eigene Nabelschnurblutspende benötigt, ist sehr gering und wird mit 1:2700 oder 1:1400 angegeben. Zudem sind viele hämatologische Erkrankungen im Kindesalter mit genetischen Veränderungen verbunden, die bereits in den Stammzellen der Nabelschnurblutspende vorhanden sind.

Entgegen den Richtlinien der deutschen Ärztekammer akzeptieren einige kommerzielle Nabelschnurblutbanken geringere Volumina und Zellzahlen zur Lagerung.

Viele Experten lehnen die Politik der kommerziellen Nabelschnurblutbanken aus den genannten Gründen ab. In Großbritannien hat sich das Royal College of Obstetricians and Gynecologists gegen die routinemäßige, kommerzielle Sammlung von Nabelschnurblut ausgesprochen, da die wissenschaftliche Basis für eine solche Praxis derzeit unzureichend ist. Die italienische Regierung verbot 2002 die Einrichtung kommerzieller Nabelschnurblutbanken. Die American Academy of Pediatrics und das American College of Obstetricians and Gynecologists, die Canadian Society of Gynecology and Obstetrics und das französische Nationale Ethikkomitee für Gesundheit und Lebenswissenschaften verurteilen ebenfalls die kommerzielle Nabelschnurblutbanken. Einer der Gründe für die Ablehnung ist, dass Reservezellen aus dem eigenen Knochenmark des Patienten für zukünftige regenerative Zwecke gewonnen werden können. Private Lagerung wird daher nicht empfohlen, aber auch nicht ausdrücklich verboten. Wichtiger ist die objektive Information durch unabhängige Experten, die von kommerziellen Betreibern von Stammzellbanken leider nicht angeboten wird.

Wirtschaftliche Aspekte

Kommerzielle Nabelschnurblutbanken lagern Nabelschnurblutspenden gegen eine Gebühr, die normalerweise von den Eltern bezahlt wird. Für Eltern entstehen keine Kosten, wenn sie das Nabelschnurblut in einer öffentlichen Nabelschnurblutbank lagern. Diese Kosten werden von der Nabelschnurblutbank getragen und betragen etwa 1.500 Euro für die Erstverarbeitung, ohne Personal- und Lagerlogistik. Blutstammzellen aus Nabelschnurblut sind eine wertvolle Alternative zu Stammzellen aus Knochenmark und peripherem Blut. Dies gilt auch für erwachsene Patienten, für die kein unverwandter oder verwandter Spender verfügbar ist. Transplantationen nach reduzierter Konditionierung oder die Verwendung von zwei Nabelschnurbluteinheiten könnten vielversprechende Behandlungsstrategien für ältere und gebrechliche Patienten sein, die sonst nicht für eine Stammzelltransplantation infrage kämen.