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Nicht immer eine Frage des Alters
Unwillkürlicher Urinverlust durch die Harnröhre aufgrund von Belastung bei stabilem Detrusor durch mangelhafte Verschlussfunktion. Synonyme: Belastungsinkontinenz, Sphinkterinkompetenz
Harninkontinenz ist eine funktionelle Störung, die durch den unwillkürlichen Verlust von Urin gekennzeichnet ist, der das normale Ausmaß und die Kontrolle der Blasenentleerung überschreitet. Dieser Zustand kann verschiedene Ursachen haben, einschließlich anatomischer, neurologischer, hormoneller oder altersbedingter Veränderungen im Körper. Typische Symptome der Harninkontinenz umfassen den unfreiwilligen Verlust von Urin während körperlicher Aktivität, Husten oder Niesen, häufiges Wasserlassen oder nächtliches Wasserlassen und ein generelles Gefühl von Blasenschwäche.
Gemäß der Schweizerischen Gesellschaft für Urologie sind etwa 400.000 Menschen in der Schweiz von Inkontinenz betroffen, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Es wird geschätzt, dass Inkontinenz jährlich Gesundheitskosten in Höhe von mehreren hundert Millionen Schweizer Franken verursacht.
Die Häufigkeit von Harninkontinenz steigt mit dem Alter. Blaseninfektionen sind auch eine häufige Ursache für Harninkontinenz. Während der Schwangerschaft leiden etwa 30 bis 60 % der schwangeren Frauen unter Harninkontinenz. Normalerweise ist dies eine vorübergehende Inkontinenz, die nach der Geburt nicht mehr auftritt. Harninkontinenz kann jedoch auch durch die Geburt verursacht werden. Aufgrund der hohen Belastung und Dehnung der Beckenbodenmuskulatur kann es zu einer Funktionsstörung der Schließmuskeln kommen.
Die Menopause führt zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Blaseninfektion, da sie eine Verdünnung und Austrocknung des Genitalgewebes (genitale Atrophie) verursacht.
Übergewicht kann ebenfalls Harninkontinenz fördern. Das zusätzliche Gewicht kann das Beckenbodengewebe so stark belasten, dass es zu einer Dehnung und Schwächung der Beckenbodenmuskulatur kommt.
Die zeitliche und tätigkeitsbezogene Zuordnung der Inkontinenzepisoden ermöglicht eine erste Verdachtsdiagnose bezüglich der Inkontinenzform. Standardisierte Inkontinenzerfassungsbögen erleichtern und vervollständigen die Anamneseerhebung. Diese Fragebögen erfassen auch die Miktionsfrequenz, Nykturie und den täglichen Vorlagenverbrauch – Informationen, die meist sehr pauschal angegeben werden.
Entzündungen der unteren Harnwege können die klinischen Symptome einer Reizblase oder Dranginkontinenz vortäuschen. Häufig tritt eine asymptomatische Bakteriurie auf. Daher sollte im Rahmen jeder Erstvorstellung eine Urinanalyse mittels Teststreifen erfolgen, und bei pathologischem Befund wird eine bakteriologische Untersuchung angefordert.
Der Genitalstatus dient dem Ausschluss eines Descensus urogenitalis (Scheiden-/Gebärmuttervorfall) und gibt Aufschluss über den lokalen Hormonstatus. Mit gefüllter Blase kann der Stresstest (Objektivierung des unwillkürlichen Urinverlustes beim Husten) durchgeführt werden. Ist er trotz anamnestischer Angabe einer Stressinkontinenz negativ, sollte nach Abschluss aller Untersuchungen ein Vorlagenwiegetest durchgeführt werden.
Neben der Beurteilung der Reaktionsfähigkeit des Beckenbodens ist eine Ultraschalldarstellung der Urethra (Trichterbildung) beim Pressen ein typischer Befund bei Belastungsinkontinenz.
Vor jeder Belastungsinkontinenz-Operation sollte eine überaktive Blase ausgeschlossen werden. Zusätzlich wird die Stressinkontinenz durch ein Ruhe- und Stressdruckprofil der Urethra bestätigt.
Bei therapieresistenter Drangsymptomatik, Hämaturie (Blut im Urin) oder postoperativer Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen) sollte die Urethrozystoskopie großzügig indiziert werden, um mögliche Tumoren und chronisch-entzündliche Veränderungen der Harnblasenwand auszuschließen.
Belastungs-, Drang- und Misch-Harninkontinenz sind chronische Erkrankungen und bedürfen entsprechend einer dauerhaften Therapie nach einem Stufenkonzept.
Dranginkontinenz wird mit Medikamenten behandelt, die die Blase entspannen und das Entleeren erleichtern. Organische Ursachen, wie oben beschrieben, müssen vorher ausgeschlossen oder behandelt sein.